Robert Habeck zieht für die Grünen als Spitzenkandidat bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2025 in den Wahlkampf. Seit einiger Zeit hat er auch wieder einen Account auf der Plattform X, die er 2019, als sie noch Twitter hieß, verlassen hatte. Nun soll er dort in einem Beitrag geschrieben haben: «Die deutschen Rentner sind eine Gruppe von arbeitslosen Hühnern, die ständig herumschreien und mit ihren Verschwörungstheorien den ganzen Laden durcheinanderbringen! Es reicht einfach! Anstatt sich zusammenzureißen, verbreiten diese Arschlöcher Unsinn und stellen die Gesellschaft auf den Kopf. Was für ein Chaos! Wir können nicht zulassen, dass solche schwulen Gesichter das Bild unserer Zukunft verzerren!» Ein Screenshot dieses angeblich X-Postings verbreitet sich auf Facebook und Threads.
Es handelt sich um eine Fälschung. Laut Screenshot soll der X-Beitrag im Oktober veröffentlich worden sein – da hatte Habeck noch kein öffentliches X-Konto. Auch sein Büro sprach von einem gefälschten Posting.
Auf dem Screenshot des angeblichen X-Beitrags des Kontos «roberthabeck» wird ein Datum angezeigt: 13. Oktober 2024. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck jedoch keinen öffentlichen X-Account. Das ist der eindeutigste Beleg, dass es sich um eine Fälschung handelt.
Habeck hatte die Plattform Twitter, die später zu X wurde, im Jahr 2019 verlassen. Erst am im November 2024 registrierten Account zurück. Der alte, gelöschte Account lief unter dem Nutzernamen «RobertHabeck», der neue läuft unter
Auch die Pressestelle der Grünen stellte klar, dass der Beitrag nicht von Robert Habeck stammt. «Der Post ist eine Fälschung», teilte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Würde ein Bundesminister wie Habeck deutsche Rentner mit «arbeitslosen Hühnern» gleichsetzen, würde viele Nachrichtenmedien über eine so kontroverse Aussage berichten. Solche Berichte sind nicht auffindbar.
Zusammen mit dem gefälschten Screenshot wird auch ein Link zu einem X-Beitrag geteilt. Klickt man ihn an, wird eingeblendet: «Dieser Post wurde leider gelöscht» und «Hmm… Diese Seite gibt es nicht. Probiere es mit einer anderen Suche». Es ist unklar, welcher Beitrag von Habeck genau sich hinter dem Link befand.
Doch sicher ist, dass es kein aktueller war. Eine Analyse-Seite rechnet mit der ID-Nummer des X-Beitrags das Datum aus, wann ein Post veröffentlicht wurde. Die ID ist die lange Nummer, die im Link enthalten ist, sie zeigt an: Die Nummer aus dem nun kursierenden Link stammt von einem X-Beitrag, der am 12. Januar 2012 veröffentlicht wurde.
Womöglich wurde hier also einfach ein älterer Link von Habecks gelöschtem Account verwendet – oder eine ID von einem ganz anderen alten Beitrag eines anderen Twitter-Kontos.
(Stand: 10.12.2024)