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Dieses alte Video eines brennenden Mobilfunkmastes hat nichts mit 5G zu tun

Ein Video eines brennenden Turms wurde Mitte April 2023 auf Facebook geteilt, mit der Behauptung, es handele sich um einen 5G-Turm in Indien. Diese Behauptung ist falsch: Das Video zeigt einen brennenden Mobilfunkmast im westindischen Bundesstaat Goa, bestätigten örtliche Feuerwehrleute gegenüber AFP. Allerdings wurde das Video im Januar 2018 gedreht, als Indien noch keine 5G-Mobilfunkmasten hatte. Den Startschuss zu 5G-Tests gab das Land erst im Mai 2021 bekannt.

Dutzende User haben das Video eines brennenden Mastes Mitte April 2023 auf Facebook und einige auf Twitter geteilt. Auf Telegram erreichte das Video mit der falschen Behauptung Zehntausende.

Die Behauptung: User teilen das Video des brennenden Mastes und behaupten, es zeige in Brand gesteckte 5G-Masten in Indien. Sie würden so „entsorgt“.

Screenshot der Behauptung auf Facebook: 20. April 2023

Die 5G-Technologie ist die fünfte Generation der Mobiltelefonie und soll eine höhere Geschwindigkeit als die derzeitigen 4G-Netze bieten. Weltweit gibt es immer wieder Verschwörungsmythen, die in 5G-Strahlung Gefahren für die Gesundheit erkannt haben wollen. AFP hat solche Behauptungen bereits mehrfach widerlegt. So etwa die während der Corona Pandemie kursierende Behauptung, 5G würde Corona Symptome auslösen oder Palmen in der Umgebung töten. Auch die aktuell kursierende Behauptung wurde bereits von AFP im Juni 2021 geprüft.

Video aus Indien von Januar 2018

Das Video zeigt einen brennenden Mast und gibt kaum Hinweise auf den Aufnahmeort. AFP Indien hat mit den hindischen Schlüsselwörtern „Mobilfunkturm brannte in Indien“ auf Google gesucht und mehrere Quellen gefunden, die sagen, es handele sich um einen Mobilfunkturm im Jahr 2018 in Ribandar, einer Stadt im westindischen Bundesstaat Goa.

India TV, ein Hindi-Nachrichtensender mit Sitz in Noida, veröffentlichte am 20. Januar 2018 auf Youtube einen Bericht mit ähnlichen Aufnahmen eines in Brand geratenen Mobilfunkmastes in Ribandar, Panjim. „Gestern Abend hat dieser im Wohngebiet Ribandar in Goa installierte Mobilfunkmast Feuer gefangen, das nach viel Zeit und Mühe gelöscht wurde. Dieser mobile Konnektivitätsturm wurde von großen Mobilfunknetzen genutzt“, sagte der Fernsehmoderator.

AFP fand auch einen Twitter-Beitrag vom 19. Januar 2018 von einer lokalen Zeitung in Goa, dem „Herald Goa“, der vor einem Feuer berichtete.

Dem Tweet folgte ein ausführlicher Artikel, der am nächsten Tag von „Herald Goa“ veröffentlicht wurde. Dem Artikel zufolge wurde der in Brand geratene Mobilfunkturm von den Unternehmen Airtel und Vodafone geteilt. Im Artikel heißt es weiter, dass das Feuer ausbrach, nachdem einige städtische Arbeiter, die Müll aus den umliegenden Gebieten räumten, ihn in der Nähe des Turms gesammelt und verbrannt hatten: „Das Glasfaserkabel des Turms fing Feuer und verschlang später den gesamten Turm“, sagten Quellen „Herald Goa“.

Eine Stichwortsuche mit „Ribandar Turm Feuer“ in Hindi auf Facebook führte zu einem Video, das mehrere Feuerwehrleute zeigt, die versuchen, das Feuer am 19. Januar 2018 zu löschen. In der Videobeschreibung heißt es, es sei live in Ribandar, Goa, gedreht worden.

Eine weitere Schlagwortsuche auf Youtube führte zum Video, das auf Facebook geteilt wurde. Ein User hat das Video am 12. Februar 2018 ohne jeglichen Hinweis auf 5G gepostet.

AFP kontaktierte im Juni 2021 die örtliche Feuerwehr in Goa. Sie bestätigte, dass es schon damals „kein aktueller Brand“, sondern „ein alter Vorfall“ war und dass das Video, das jetzt auf Facebook geteilt wird, am 19. Januar 2018 gedreht wurde.

Ajit K. Kamat, stellvertretender Divisionsoffizier der Feuer- und Notfallhilfe in Goa, sagte am 11. Juni 2021 gegenüber AFP: „Dieses Büro hat sich das in Ihrer E-Mail erwähnte Video angesehen und es wird bestätigt, dass das Feuer an der Base Tower Station der M/s Reliance Communication Ltd./Infratel Ltd. 14/1, Ribandar, Tiswadi-Goa am 19. Januar 2018 um 16.43 Uhr ausbrach.“

5G-Tests begannen erst im Juni 2021 in Indien

Zum Zeitpunkt des Brandes von 2018 hatte Indien den Betrieb von 5G-Mobilfunkmasten noch nicht zugelassen. Laut einer Pressemitteilung vom 4. Mai 2021 hat das indische Ministerium für Telekommunikation Telekommunikationsanbietern die Erlaubnis erteilt, die Nutzung und Anwendung der 5G-Technologie zu testen.

Nach Angaben der indischen Regierung sollten die 5G-Tests zunächst sechs Monate dauern, davon zwei Monate für die Beschaffung und Einrichtung der Ausrüstung. Die Regierung sagte, es habe die Erlaubnis erteilt, Versuche „zusätzlich zu städtischen Umgebungen auch in ländlichen und halbstädtischen Umgebungen durchzuführen, damit sich die Vorteile der 5G-Technologie im ganzen Land ausbreiten und nicht nur auf städtische Gebiete beschränkt sind“.

Ziel der Tests war es, 5G-Telefone und -Geräte zu testen und die Technologie in Bereichen wie Telemedizin, Telebildung, erweiterte Realität und drohnenbasierte landwirtschaftliche Überwachung anzuwenden, so das Ministerium.

Im Jahr 2018, als das Feuer ausbrach, hatte Indien laut dem Mobilfunk-Dienstleister GSMA hauptsächlich 2G- und 4G-Datendienste und überhaupt kein 5G.

Screenshot des GSMA-Berichts vom 20. April 2023

Laut diesem Dokument vom 23. August 2018 eines Ausschusses der Regierung unter dem Vorsitz von Prof. AJ Paulraj von der Stanford University begannen die ersten Initiativen zur Einführung von 5G in Indien im März 2018 – also nachdem das Feuer bereits stattgefunden hatte. Das dreijährige Programm zur Förderung von 5G hieß „Aufbau eines End-to-End-5G-Testbetts“.

Fazit: Das auf Facebook geteilte Video eines brennenden Mastes hat nichts mit 5G zu tun. Es wurde tatsächlich in Indien bei einem Mobilfunkmastbrand aufgenommen, allerdings bereits 2018, als es noch kein 5G in Indien gab.

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Wirtschaft, Verbraucher

Autor(en): Jan RUSSEZKI / AFP Indien

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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