Immer wieder betonen User die angebliche Gefahr von Elektroautos. Dazu reißen sie oft Videos aus dem Zusammenhang. User benutzen aktuell etwa ein Video eines explodierenden Autos. Es wird als E-Auto beschrieben, zeigt aber in Wahrheit eine Explosion eines gasbetriebenen Autos in Usbekistan im Februar 2023.
User teilten die Behauptung Ende März 2023 auf Twitter, auf Telegram sahen sie Zehntausende. Die Aufnahmen zeigen wie ein Mann tödlich verunglückt. Auch in anderen Sprachen wie Englisch, Französisch oder Niederländisch verbreitete sich die falsche Behauptung.
Die Behauptung: „Brutaler Unfall an einer EV-Ladestation, als ein Elektrofahrzeug explodiert!“, beschreiben die Postings die Szene. Im Video ist zu sehen, wie ein geparktes Auto an einer Tankstelle plötzlich explodiert. Ein Teil des Autos wird in die Luft gewirbelt und trifft einen Tankstellenmitarbeiter, der regungslos am Boden liegen bleibt.
Elektroautos stehen immer wieder im Mittelpunkt von Falschbehauptungen. AFP überprüfte in der Vergangenheit beispielsweise einen Unfall mit Gasflaschen, der ebenfalls fälschlich als Explosion eines E-Fahrzeugs beschrieben wurde. User behaupteten außerdem, dass eine E-Ladestation mit einem Dieselgenerator versorgt werden müssen oder dass die Schweiz angeblich plane, E-Autos zu verbieten.
Gasexplosion, nicht Elektroauto
Eine Stichwortsuche nach dem Video führte AFP zu mehreren Faktenchecks, die sich bereits mit der Behauptung beschäftigt hatten (hier, hier, hier). Sie alle beschrieben, dass es sich bei dem Fahrzeug um ein mit CNG betriebenes Auto handelte, das Ende Februar 2023 in Samarkand in Usbekistan explodierte.
Erdgas-Autos werden von einem Verbrennungsmotor angetrieben, der anstelle von Benzin oder Diesel CNG tankt. CNG steht für Compressed Natural Gas, also komprimiertes Erdgas. Es besteht überwiegend aus Methan und wird direkt aus dem Boden gefördert. Laut des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches stoßen mit Erdgas betriebene Fahrzeuge rund 25 Prozent weniger CO2 als Benzinfahrzeuge und etwa 90 Prozent weniger Stickoxide als Dieselfahrzeuge aus.
Unfall in Usbekistan
Die Faktenchecks verlinken auf zahlreiche Berichte usbekischer (hier, hier) und internationaler Medien (hier, hier). Ein Foto der Unfallstelle in den Artikeln passt zum aktuell geteilten Video. Sie alle berichten von einer Explosion am Vormittag des 25. Februars 2023 an einer Gastankstelle in der Bedilstraße in der Stadt Samarkand.
In den Beiträgen sind auch Veröffentlichungen vom 25. Februar der zuständigen Stelle für Notfälle in Samarkand auf Facebook und Telegram verlinkt. Demnach habe es sich bei dem Auto um einen Chevrolet Nexia 3 gehandelt. Beim Einspritzen des Methans in die Gasflasche sei die Flasche geplatzt. Ein Mitarbeiter der Tankstelle sei dabei laut des Berichts gestorben.
Dazu veröffentlichte die Behörde weitere Bilder der Unfallstelle. Zahlreiche Details stimmen mit dem aktuell geteilten Video überein: der Hintergrund, die gelben Trennwände der Tankstelle, das Automodell, ein unter dem linken Vorderrad eingeklemmter Schlauch und nicht zuletzt die rote Gasflasche, die im aktuell geteilten Video durch die Luft fliegt und dabei den Mitarbeiter trifft. Auf dem Foto der Flasche ist deutlich die Aufschrift CNG zu erkennen, die deutlich macht, dass es sich um Gas handelt.
Eine Rückwärtssuche führte außerdem zu einer Aufnahme mit einem größeren Ausschnitt, die bereits am 28. Februar 2023 auf Twitter veröffentlicht wurde. Auch darin ist der Unfall als Explosion an einer Gastankstelle beschrieben, ein Elektrofahrzeug wird nicht erwähnt.
Darin ist auch die Explosion gut zu erkennen. AFP hat bei einem Experten für Fahrzeugtechnik genauer nachgefragt. Markus Lienkamp hält einen Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik an der Technischen Universität München. Er ist sich sicher, dass es sich bei dem aktuell geteilten Video nicht um ein E-Auto handelt. „Das kann mit einem Elektroauto nichts zu tun haben“, sagte er am 13. April 2023 gegenüber AFP. „Im Video sieht man kaum Flammen, nur Staub, und die Explosion ist extrem schnell. Zellen von E-Autos brennen langsamer ab.“ Bei einem E-Auto habe er eine solche Explosion noch nie gesehen. Im von der zuständigen Stelle veröffentlichten Foto sei zudem ein Verbrennungsmotor zu erkennen, so Lienkamp.
Fazit: An einer Tankstelle in Usbekistan ist die Gasflasche eines CNG-Autos explodiert. Ein Mann starb dabei, Aufnahmen der Unfallstelle zeigen die CNG-Gasflasche. Einen Zusammenhang zu Elektrofahrzeugen gibt es dabei nicht.