Ostern ade? Wegen des «Sitzhasen» wird Stimmung gemacht - Featured image

Ostern ade? Wegen des «Sitzhasen» wird Stimmung gemacht

Darf man nicht einmal mehr Osterhase sagen? Ist das Abendland endgültig in Gefahr, wenn manche Läden «Sitzhasen» in ihrem Sortiment führen? Das beschwören einige Wut-Kommentare in sozialen Medien herauf: Aus Toleranz, Weltoffenheit und Rücksicht auf die nicht-christliche Kundschaft habe etwa Lidl «jetzt allen Ernstes den Osterhasen verboten», heißt es etwa. Auch gegen Aldi wird der Vorwurf erhoben.

Bewertung

Falsch. Die Bezeichnung bezieht sich auf die Darstellung des Hasen als sitzendes Tier. Die Discounter verkaufen weiterhin Produkte mit dem Wort Ostern.

Fakten

Man kennt sie seit gefühlten Ewigkeiten: «Schmunzelhasen» von Milka oder «Goldhasen» mit Glöckchen von Lindt warten in vielen Supermärkten in Reih‘ und Glied, um in Osternestern eine neue Heimat zu finden. Am Namen gestoßen hat sich in den ersten Jahrzehnten anscheinend niemand, obwohl «Ostern» darin gar nicht vorkommt. Der erste «Goldhase» wird seit 1952 hergestellt, der «Schmunzelhase» folgt 1973 (S. 16).

Doch im aktuellen politischen Klima wird ein vermeintlicher Kulturkampf angestoßen – unter anderem um den «Favorina Sitzhasen mit Schleife», der im Lidl-Prospekt (S. 14) zwei Wochen vor Ostern angeboten wird. Aldi Nord und Süd wiederum verkaufen die Süßigkeiten der Eigenmarke Moser Roth als «Sitzhasen».

So sprechen etwa AfD-Politiker auf sozialen Medien deswegen schon von einer «Entfremdung unserer Traditionen». Deutschland schaffe sich ab, heißt es an anderer Stelle. Von einer «schleichenden Islamisierung» ist gar die Rede.

Discounter bieten Produkte mit Ostern im Namen an

Doch dass die Unternehmen bei ihren Eigenmarken das Wort Ostern umgehen, ist schlicht und ergreifend erfunden. Lidl in Deutschland vermeide die Bezeichnung Ostern nicht, teilt das Unternehmen auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. Und tatsächlich: Im aktuellen Prospekt (S. 15) bietet der Discounter etwa das «Favorina Osternest mit Hohlfiguren», den «Favorina Ostermischbeutel» und die «Favorina Ostertasse» an. Es gibt sogar einen «Favorina XL Osterhasen» im Sortiment.

Aldi verkauft über Moser Roth wiederum ebenso «Feine Ostereier» oder «Mini-Ostereier». Bei dem Discounter gibt es neben dem hockenden «Sitzhasen» übrigens auch einen aufrechten «Stehhasen».

«Einige Schokoladenhasen bezeichnet Lidl in Deutschland seit einigen Jahren als Sitzhasen, um eine klare Unterscheidung zwischen den verschiedenen Artikeln zu ermöglichen», teilt das Unternehmen mit. Unterschiedliche Bezeichnungen entsprächen einer branchenüblichen Praxis.

Also: alle Aufregung um nichts. Ein «Sitzhase» ist einfach ein sitzender Hase. Und der Geschmack der Schokolade unter der Hülle ist für die meisten wahrscheinlich ohnehin wichtiger als ein wie auch immer gearteter Name auf der Verpackung.

Falsche Vorwürfe werden immer wieder erhoben

Schon vor Jahren gab es einmal eine Debatte um die Bezeichnung «Traditionshase». Damals war der Vorwurf so falsch wie heute. Selbst der offizielle AfD-Fanshop rief einst auf Facebook dazu auf, sich «schnell noch AfD-Schokohasen» zu sichern. Erst 2018 wurde der Post nachträglich in «AfD-Schokoosterhasen» geändert, im Bearbeitungsverlauf ist das Original aber weiter zu sehen.

Ähnlich aufgebauscht wird gern im Dezember, wenn der ein oder andere Schokomann nicht Nikolaus heißt oder das Wort Weihnachten in sich trägt. Das Narrativ ist immer das gleiche: Christliche Traditionen sollen angeblich zurückgedrängt werden – tatsächliche Belege dafür fehlen allerdings.

(Stand: 8.4.2025)

Fact Checker Logo

Wirtschaft, Gesellschaft, Verbraucher

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen