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Russlands Präsident sprach von möglichem Gas-Hub in der Türkei

Europa steht angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor neuen Herausforderungen – insbesondere in der Energiepolitik. Weil eine Gasknappheit nicht mehr ausgeschlossen werden kann, spielt die Gas-Versorgung in Deutschland für viele Menschen derzeit eine wichtige Rolle. Facebook-Nutzer verbreiten in diesem Zusammenhang ein Video von Wladimir Putin. In einer Rede soll der Kremlchef angeblich gesagt haben, dass Russland künftig nur noch Gas an die Türkei liefern werde. Dazu ist eine vermeintliche Übersetzung zu sehen. «Wenn der Westen etwas will, ist ab jetzt die Türkei der Gesprächspartner», heißt es in dem eingeblendeten Text.

Bewertung

Die Übersetzung ist falsch. Putin hat in seiner Rede bei der Russian Energy Week 2022 nicht gesagt, dass Russland künftig nur noch Gas an die Türkei liefern werde. Stattdessen sprach er davon, dass Russland bereit sei, Gaslieferungen an Europa über die Türkei abzuwickeln – sofern die Partner daran interessiert seien.

Fakten

Wladimir Putin hat am 12. Oktober bei der Russian Energy Week 2022 in Moskau eine Rede gehalten. In dem bei Facebook geteilten Video sind einige Hinweise darauf zu finden, dass es sich in dem Clip um eben diese Rede handelt: Nach wenigen Sekunden ist das Logo der russischen Energiewoche im Hintergrund zu erkennen.

Der Kreml veröffentlichte den Wortlaut der Rede sowie eine Aufzeichnung mit englischer Übersetzung auf seiner Webseite. Die im geteilten Video vermeintlich übersetzen Aussagen sind im Originaltext jedoch nicht enthalten. Der Clip zeigt zudem nur einen Ausschnitt der Rede. In der Kreml-Aufzeichnung beginnt dieser Ausschnitt etwa ab Minute 21:39.

Was hat Wladimir Putin wirklich gesagt?

Wie im Wortlaut der Rede nachzulesen ist, hat der Kremlchef eine verstärkte Umleitung von russischem Gas über die Türkei nach Europa in Aussicht gestellt. «Den verloren gegangenen Umfang des Gastransits über Nord Stream könnte Russland durch das Schwarze Meer leiten und so in der Türkei einen riesigen Gas-Hub schaffen, wenn unsere europäischen Partner daran interessiert sind», sagte Putin. Zugleich lobte der russische Präsident die Pipeline Turkstream, die durch das Schwarze Meer in die Türkei und nach Südeuropa führt, als sicherste Route für russisches Gas.

Seine Aussagen beziehen sich dabei also auf vereinbarte Gaslieferungen über die Ostsee-Pipelines Nord Stream. Ende September waren beide von Russland nach Deutschland führenden Stränge der Pipeline Nord Stream 1 und einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 durch Explosionen beschädigt worden. Vertreter der EU und der Nato sprachen anschließend von Sabotage. Putin bezeichnete die Vorfälle in seiner Rede als internationalen Terroranschlag.

(Stand: 3.11.2022)

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Politik, Wirtschaft, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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