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Transanatolische Pipeline ist weiter in Betrieb

Das Erdbeben soll nicht nur Tausende von Gebäuden in der Region zerstört haben, sondern angeblich auch die transanatolische Gaspipeline, die von Aserbaidschan über die Türkei nach Europa führt. Davon wäre, so ein Facebook-Post, auch die Europäische Union betroffen, da diese Pipeline «nach der Nord-Stream-Sabotage die wichtigste Quelle für die EU» ist. Dies schaffe ein «reales Risiko» einer Gasknappheit für die EU. Stimmt das?

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Die transanatolische Gaspipeline (TANAP) ist nach den Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion weiter intakt. Sie ist auch nicht die wichtigste Gasquelle für die EU.

Fakten

Die Transanatolische Gaspipeline (TANAP) beginnt in Aserbaidschan, verläuft durch die Türkei und dann weiter in die Europäische Union. Mit 1850 Kilometern ist sie die längste Erdgaspipeline in der Türkei, im Nahen Osten und in Europa. Zu ihren Anteilseignern gehört der britische Ölkonzern BP.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte die Pressestelle des Konzerns, dass es keine Schäden an der Pipeline gebe und weiter Gas transportiert wird. «Sie setzt ihre normalen und sicheren Gasexportaktivitäten fort», so ein Sprecher des Konzerns.

Auf der projekteigenen Website und in den sozialen Medien ist nichts über mögliche Auswirkungen der Erdbeben auf die Gasversorgung durch die Pipeline zu finden. Das Energieinfrastruktur-Unternehmen Fluxys, das sich mit der Lieferung und Speicherung von Erdgas befasst, teilte auf dpa-Anfrage ebenfalls mit, dass es nach seinen Informationen keine Unterbrechung bei der Pipeline zu beobachten ist.

Pipeline verläuft weiter entfernt vom Epizentrum

Auf einer Karte des Betreiberunternehmens ist zu erkennen, dass die Pipeline die Türkei im Norden durchquert, während sich die beiden Erdbeben vom 6. Februar im Südosten des Landes, in der Provinz Kahramanmaras, ereigneten.

Das erste Beben erschütterte in der Nacht den Bezirk Pazarcik, während sich das zweite Beben einige Stunden später nur wenige Kilometer von der Stadt Ekinozu entfernt, ebenfalls im Südosten der Türkei, ereignete.

Die Erdbeben waren zwar auch in anderen Teilen der Türkei und in anderen Ländern zu spüren. Hier waren die Erschütterungen jedoch viel schwächer, wie andere Karten zeigen. Daher waren die Schäden hier auch geringer. Die TANAP-Pipeline wurde von den Beben nicht beschädigt.

Europäische Union bezieht Gas aus verschiedenen Quellen

Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine versucht die Europäische Union ihre Energieabhängigkeit von Russland zu reduzieren. Im Sommer 2022 schloss die Europäische Kommission eine Absichtserklärung mit Aserbaidschan, um die Gasimporte aus diesem Land auf 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu verdoppeln. Doch selbst mit dieser Verdoppelung wäre das Land noch lange nicht die größte Gasquelle der EU, wie der Facebook-Post behauptet.

Das Ziel der Europäischen Union ist, die Quellen für Gasimporte zu diversifizieren. Dazu wurden weitere Vereinbarungen mit anderen Exportländern geschlossen. Beispielsweise reiste EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Juni 2022 nach Ägypten, wo sie eine trilaterale Absichtserklärung zwischen der EU, Ägypten und Israel über den Transport von Erdgas nach Europa unterzeichnete.

Der größte Teil der Gasimporte im Zeitraum Januar bis November 2022 kam in Form von verflüssigtem Erdgas, hauptsächlich aus den USA, Katar und Nigeria. Das waren mehr als 50 Milliarden Kubikmeter allein für die USA. Auch aus Norwegen kam eine große Menge Gas.

(Stand: 16.2.2023)

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Wirtschaft, Katastrophen

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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