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Video verdreht Austins Aussagen zum Ukrainekrieg

Eine «schockierende Enthüllung» verspricht ein Beitrag bei Facebook und verlinkt zu einem Video, das mit den folgenden Worten beginnt: «Der US-Verteidigungsminister spricht hier etwas aus, wo wir von Anfang an belogen wurden.» Lloyd Austin, erklärt die Sprecherin in ihrem gut 13-minütigen Video, habe bei einem Treffen mit Verbündeten im deutschen Ramstein gesagt, «es gebe keine Fähigkeit, die den Krieg in der Ukraine zugunsten Kiews wenden könne». Hält Minister Austin den Verteidigungskrieg der Ukraine etwa für aussichtslos?

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Nein, Austin hat sich so nicht geäußert. Er sagte in Ramstein, nötig sei «eine Kombination von Fähigkeiten» um Ziele (der Ukraine und ihrer Unterstützer) zu erreichen. Die Sprecherin verdreht seine wirklichen Aussagen ins Gegenteil.

Fakten

Das Video beschäftigt sich mit angeblichen Äußerungen des Verteidigungsministers Lloyd Austin bei einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein. Ein Video der insgesamt 25-minütigen Pressekonferenz ist auf der Webseite des US-Verteidigungsministeriums abrufbar. Ein Abgleich der Äußerungen zeigt, dass Austin die behaupteten Aussagen nicht getroffen hat.

Die Autorin des Youtube-Videos zeigt nur Ausschnitte von einleitenden Sätzen Austins im Original. Danach (ab Minute 3:35) erzählt sie mit eigenen Worten, was der Minister angeblich gesagt haben soll: «Jedenfalls warnte Lloyd Austin – und das ist diese Schockaussage eigentlich, die er hier tätigt, die von Anfang an klar war, aber scheinbar eben nicht für sehr viele Medien und Politiker, in Deutschland haben wir das sehr gut erleben können – er sagt, es gebe keine Fähigkeit, die den Krieg in der Ukraine zugunsten Kiews wenden könne.»

Anschließend wiederholt die Sprecherin, die auch sonst auf «Schock»-Titel setzt, dies noch einmal (ab Minute 4:05): «Es gibt keine Fähigkeit, es gibt keine Möglichkeit.» Und gegen Ende des Videos schlägt sie erneut in die gleiche Kerbe: «Man sagt, es gibt nichts, was diesen Krieg auf Seiten der Ukraine entscheiden könnte.»

Die Wiederholung macht ihre Behauptung weder besser noch richtiger. Sowohl die Aufzeichnung als auch die Niederschrift der Pressekonferenz, die das Pentagon veröffentlicht hat, belegen völlig andere Aussagen des US-Verteidigungsministers.

Austin zum Ukrainekrieg: Es kommt «nicht nur auf eine Sache an»

Auf die Frage, was er vom Einsatz ukrainischer Langstreckenwaffen tief in Russland halte, antwortet Austin nämlich (ab Minute 18:32) wörtlich: «Wir haben die ganze Zeit gesagt, dass es keine einzige Fähigkeit gibt, die für sich genommen in diesem Feldzug entscheidend sein wird. Wir hatten diese Diskussion über Panzer. Wir hatten diese Diskussion über andere Fähigkeiten, und jedes Mal haben wir darauf hingewiesen, dass es nicht nur auf eine Sache ankommt, sondern auf die Kombination von Fähigkeiten und darauf, wie man diese Fähigkeiten integriert, um Ziele zu erreichen.»

Die USA würden weiterhin «alles in unserer Macht Stehende tun», um sicherzustellen, dass die Ukraine beim Verteidigen des eigenen Territoriums erfolgreich sein könne. Dann betont Austin noch einmal: «Ich glaube nicht, dass eine bestimmte Fähigkeit entscheidend sein wird, und ich bleibe bei dieser Aussage.» Die Ukraine habe durchaus Fähigkeiten, Ziele in Russland anzugreifen.

Der US-Minister erklärt außerdem, ein Rückzug der Russen könne den Krieg sofort beenden: «Ich denke, dass dieser Konflikt irgendwann am Verhandlungstisch gelöst werden wird, aber wann das sein wird, ist schwer vorherzusagen. Wir werden also weiter daran arbeiten, die Ukraine in die bestmögliche Position zu bringen, wenn dieser Tag in der Zukunft kommt.»

Austin betont Reihe vorhandener Fähigkeiten

Das Youtube-Video verdreht also Austins Aussage. Er sagt, dass es «keine einzige Fähigkeit gibt, die für sich genommen in diesem Feldzug entscheidend sein wird». Und das ist etwas völlig anderes als der ihm unterstellte Satz, es gebe «keine Fähigkeit, die den Krieg in der Ukraine zugunsten Kiews wenden könne». Denn Austin betont, dass es im Krieg in der Ukraine nicht auf eine einzige Fähigkeit allein, sondern auf eine ganze Reihe von Fähigkeiten ankomme.

(Stand 19.9.2024)

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Russland, USA, Politik, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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