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Lauterbach-Interview zu Corona sinnentstellend verkürzt

Der Satz klingt wie eine Drohung: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) soll gesagt haben: «[…] ich würde dann versuchen, die Ungeimpften zur Impfung zu zwingen, indem ich sage: „Sonst könnt ihr nicht raus“.» Ein Video mit dieser Aussage wird etwa auf Facebook zahlreich geteilt. Hatte Lauterbach wirklich vor, dieses Druckmittel anzuwenden?

Bewertung

Das Zitat ist zwar echt, doch es wurde aus dem Zusammenhang gerissen. Lauterbach schilderte lediglich ein fiktives Szenario und distanzierte sich direkt anschließend von der beschriebenen Vorgehensweise.

Fakten

Der kursierende Clip zeigt nur einen zehnsekündigen Ausschnitt aus einem Interview, das über eine Stunde lang ist. Dieses erschien am 25. Februar 2022 auf dem YouTube-Kanal «Jung & Naiv». Es geht größtenteils um verschiedene Aspekte der Corona-Pandemie, darunter auch das Impfen.

Der Journalist Tilo Jung fragt den Gesundheitsminister, warum die Corona-Einschränkungen für Geimpfte nicht fallengelassen würden und nur noch für Ungeimpfte gälten. Darauf entgegnete der SPD-Politiker: «Das wird ja nicht funktionieren», und dafür sei er auch nicht.

Lauterbach führt dann im Konjunktiv aus, was in einer solchen hypothetischen Situation notwendig wäre: «Ich würde dann versuchen, die Ungeimpften zur Impfung zu zwingen, indem ich sage: „Sonst könnt ihr nicht raus“.» Das ist genau der Ausschnitt, der im Netz die Runde macht. Direkt im Anschluss stellt Lauterbach dann klar: «Das ist politisch nicht vertretbar.» Dieser Satz fehlt in der jetzt verbreiteten gekürzten Fassung.

Lauterbach fügt zudem hinzu, dass dies extrem riskant wäre. «Das wäre ein Ritt über den Bodensee, bei dem man jederzeit ins Wasser eintauchen kann.»

Eine gezielte Google-Suche mit der Aussage aus dem Video liefert keine seriösen Quellen, die belegen, dass Lauterbach den Satz noch in einem anderen Kontext gesagt hat.

(Stand: 7.11.2022)

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Politik, Corona, Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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