Bewertung
Das ist falsch. Ein mit Diesel oder Benzin betriebener Verbrennungsmotor stößt immer CO2 aus. Die Abgasnorm Euro 7 ist zudem noch gar nicht gültig.
Fakten
Der in sozialen Netzwerken geteilte Leserbrief erschien in zwei Tageszeitungen im bayerischen Oberfranken – zuerst in der Wochenendausgabe der Coburger «Neuen Presse» am 10. Februar 2024 und am 19. Februar im «Coburger Tageblatt». Der in beiden Printausgaben wortgleiche Text stellt neben Aussagen vor allem zur Elektromobilität mehrere Behauptungen zu herkömmlichen mit Diesel oder Benzin betriebenen Fahrzeugen auf: Verbrenner mit den «aktuellen Euro-7-Abgaswerten» seien in der Lage, CO2 zu reduzieren.
Zwischenzeitlich druckte die «Neue Presse» in der Wochenendausgabe vom 17. Februar eine Richtigstellung des Autors, dem «bei seinem Leserbrief ein bedauerlicher Tippfehler unterlaufen sei». Der über die Grenzen von Coburg hinaus bekannte Unternehmer habe statt CO2 das Reizgas NO2 (Stickstoffdioxid) gemeint. Diese Stickstoffoxide entstehen laut Bundesumweltministerium bei Verbrennungsprozessen. Hauptquellen sind demnach Verbrennungsmotoren, vor allem Diesel und Feuerungsanlagen für Kohle, Öl, Gas, Holz und Abfälle.
Umweltbundesamt: Luft-Reinigung durch Autos «macht keinen Sinn»
Die Experten vom Umwelbundesamt (UBA) verweisen darauf, dass eine Fahrt mit dem Auto nicht nur Stickstoffoxide verursache. Da auch Feinstaubemissionen aus Abgas sowie aus Abrieben von Bremse und Reifen entstehen und klimaschädliches CO2 in relevanter Höhe ausgestoßen werde, «macht eine Reinigung der Luft durch Fahrzeuge keinen Sinn».
Gerade bei Dieselfahrzeugen sei die Zusatzbelastung aus der Verbrennung «auch nach modernen Abgasnachbehandlungssystemen typischerweise so hoch, dass Abgas stärker mit Stickstoffoxiden belastet ist, als die vom Fahrzeug angesaugte Luft», erklärt das UBA auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
TÜV-Verband: Autos sind keine Luftverbesserer
Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, erklärt, «dass moderne Fahrzeuge sehr niedrige Emissionen aufweisen». Dabei könnte es zu Szenarien kommen, «bei denen in der Ansaugluft höhere NO2 Konzentrationen zu messen sind als in den Abgasen». Seltene Beispiele dafür wären Stop-and-go-Situationen oder enge Staus, bei denen Autos im Innenstadtbereich Stoßstange an Stoßstange stehen. Neben NO2 würde Goebelt auch durch die weiteren Schadstoffkomponenten beim Betrieb eines Autos mit Verbrennungsmotor nicht ableiten wollen, dass «solche Fahrzeuge Luftverbesserer» seien.
Schadstoffnorm Euro 7 greift erst in der Zukunft
In der Europäischen Union müssen neue Automodelle bestimmte Abgasnormen erfüllen, um zugelassen zu werden. Bei Euro 7 handelt es um keine aktuell gültige Richtlinie. Richard Goebelt vom TÜV-Verband verweist darauf, dass «kurz- und mittelfristig keine Euro 7 Fahrzeuge auf dem Markt verfügbar sein werden». Ministerrat und EU-Parlament einigten sich zwar am 18. Dezember 2023 darauf, mit einer Einführung der Euro-7-Norm ist aber angesichts der festgelegten Fristen nicht vor 2026 zu rechnen.
Die neue Norm Euro 7 schreibt zwar strengere Regeln für die Emissionen aus dem Auspuff vor – allerdings nur für Busse und Lastwagen. Für Pkw und Kleintransporter einigten sich Länder und Parlament auf die Beibehaltung der derzeit geltenden Euro-6-Werte.
Helmholtz-Gemeinschaft: Verbrenner stoßen CO2 aus
Wer herkömmlichen Sprit verbraucht, schädigt dabei das Klima, weil durch die Verbrennung fossiler Kohlenstoff in CO2 umgewandelt wird. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren erklärt dazu: «Wenn ein Fahrzeug einen Liter Benzin verbraucht, stößt es etwa 2,37 Kilogramm CO2 aus. Wurde Diesel getankt, sind es 2,65 Kilogramm CO2.»
EU will ab 2035 nur noch CO2-freie Verbrenner zulassen
Ab 2035 soll nach Plänen des EU-Umweltrats nur noch CO2-frei gefahren werden. Das bedeutet: In der Ländern der Staatengemeinschaft werden demnach ab dem Zeitpunkt nur noch Neuwagen mit Verbrennermotor zugelassen, die beim Fahren CO2-emissionsfrei sind. Möglich soll das durch sogenannte eFuels sein.
Diese synthetisch hergestellten Kraftstoffe sind nach Angaben der Bundesregierung dann klimaneutral, wenn dafür ausschließlich erneuerbare Energien eingesetzt werden. Sie sind dann genauso CO2-frei im Betrieb, wie wenn ein Elektroauto mit Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien fährt.
(Stand: 26.2.2024)